Ob mit der AeroPress, der Handpresso, der Bialetti oder wenn nichts anderes zur Hand auch mit dem Filteraufsatz für die Tasse. Die Pulversticks zum auflösen versuche ich zu verdrängen, dafür schäme ich mich. Irgendwann hörte ich mal was vom Cowboy Coffee. Hm… googlen, Gaskocher und Töpfchen eingepackt inkl. Pulver und los. Das Ergebnis der neuen Zubereitung – ein bröseliges Desaster, kantig im Abgang.
Wie es der Zufall wollte schaute ich mal wieder bei der Murnauer Kaffeerösterei vorbei. Zwei Kurbelumdrehungen vom täglichen Pendelweg entfernt gibts da immer lecker was für die Kaffeesucht in mir. Und da stand auf einmal mitten im Sortiment – der Cowboy Coffee – Bohnen, Mühle, Tasse und die Anleitung dazu. Anleitung? Ich verlangte nach jemanden der sich damit auskennt. Es entstand ein kurzes aber sehr nettes Gespräch, wir wollen Emails austauschen, ich freue mich und radle nach Hause.
Einige Zeit später ist es soweit – ich tauche ein in die Welt des Kaffee´s. Komisch – ich trinke ihn schon ewig und auch sehr gerne – aber wirklich wissen tue ich nicht wirklich viel über das Produkt des Fruchtbaumes, aus dessem Kaffeekirschkern (die Bohne) ich eines meiner Lieblingsgetränke herstelle. Nach einem Tagesbesuch auf der Barisstameisterschaft inkl. Kaffeemesse in Murnau ist es eingetütet. Ich bekomme ein Brühkaffeeschulung an einem ganzen Nachmittag (?) und im Anschluss wird das Geheimnis des Kaffees für echte Kerle gelüftet. Aufregung und Vorfreude steigt in mir auf.
Da ich viel gelernt habe und das gerne teilen möchte, vorab etwas zum Kaffee allgemein. Wen das nicht interessiert, der überspringt den folgenden Abschnitt einfach und liest weiter ab „Genug – auf zum Cowboykaffee…“.
Arabica | - weniger Koffein - weniger Cholorgensäure - macht ca 60% des Marktes aus |
Robusta (eig. richitger Name ist Canephora) | - mehr Koffein - mehr Cholorgensäure - macht fast 40% des Marktes aus (holt aber ganz schön auf - auch von der Qualität) |
Maragogype | - eine Varietät des Arabica - robuste, große, milde säurearme Frucht - besonders magenschonend - geringer Marktanteil |
Liberica Excelsa | - die Früchte des Liberica sind härter, saftloser und enthalten weniger Zucker - dafür viel Koffein - aromatisch kann der Liberica mit Arabica und Robusta jedoch nicht mithalten- gilt als Delikatesse, aber auch als gewöhnungsbedürftig - sehr starker, erdiger Geschmack (wird daher häfig mit anderen Sorten gemischt)-ergeben zusammen 1% vom Markt |
Kopi Luwak | - der mit der Katze! - die Schleichkatze - der Luwak - isst die Frucht, ab durch den Darm, aufsammeln, säubern.... - kräftig, würziges, schokoladiges Aroma - einer der teuerste Kaffees der Welt - aus Tierschutzsicht sehr fragwürdig in der Herstellung! (Der Luwak - die "Katze" - ist ein Feinschmecker und frisst nur die reifen Kirschen, meistens Arabica aber auch Robusta, der dort ebenfalls wächst. Jetzt wird er meistens (!) in Käfigen gehalten und bekommt Industrie-Ware sprich grüne (unreife Früchte) überreife und reife Kirschen - eben alles zum fressen und diese Art von Qualität schmeckt nicht.) |
Je südlicher man kommt, desto bitterer der Espresso. Schon mal aufgefallen? Trotzdem schmeckt er fast immer. Zu Hause darf er aber nicht sooo bitter sein. Warum? „Bitterer“ Kaffe kühlt, er erfrischt also im Eindruck beim trinken eher. Hingegen ein „Saurer“ Kaffee eher wärmt wenn man ihn trinkt. Achtet mal drauf – nicht nur beim Kaffee könnt ihr das beobachten.
Hui – eine Wissenschaft für sich. Kurz und knapp. Am feinsten wird für den Espresso gemahlen, dann kommt der Filterkaffe, dann die Karlsbader Kanne und die FrenchPress. Filterkaffepulver eignet sich am besten für den Cowboy Coffee, grob gemahlene Kaffeebohnen gehen auch, verlängern aber die Brühzeit. Das Mahlwerk ist entscheidend bei der Mühle. Qualität zahlt sich aus. Und wer mit der kleinen Hochgeschwindigkeitsmühle, klein, oben meist durchsichtiges Plastik und sich drehendem Messer groß geworden ist – man verbrennt durch die Hitzeentwicklung bei dieser Mühle teils leider die kostbare Bohne schon beim mahlen. Sorry – ich hab auch eine – sie staubt nun ein.
90-95° ist die perfekte Temperatur zum Aufbrühen, der Wasserkocher gibt euch meist um die 100° bevor er abschaltet. Also kurz warten. Ist das Wasser zu heiß, löse ich zu viel Gerbstoffe aus dem Pulver/Bohne, was ich vermeiden möchte. Ist er zu kalt löse ich leider nur sehr wenig Aromen heraus. Wieviel % will ich eigentlich aus der Bohne rausholen ? Der Profi sagt mir – nur 20% (!). Wieder was gelernt. Und das Aufbrühen will gelernt sein. (In der FrenchPress) Das Pulver mit dem Wasser überdecken, umrühren, rund 30 Sekunden warten bis die „Mischung“ ausgegast hat und dann in 2 geübten, gleichmäßigen Aufgüssen mit Drehbewegung füllen.
Tipp: auf einen Liter Wasser in der FrenchPress nimmt man am besten 60g Kaffeepulver
Für diesen benötigt man keinen Filter. Nur ein Behältnis zum erhitzen. Für den Biker am besten einen kleinen leichten Topf mit Henkel. Einen (Gas-, Holz-) Kocher oder ein Lagerfeuer. Esbitkocher tut´s auch, aber das dauert bei ner größeren Menge ganz schön. ´Ne Tasse, das schwarze Gold und natürlich Wasser.
Für 1l Wasser nehme ich 60gr Kaffeepulver oder eine Hand voll Bohnen, bzw eine Tasse voll (Siehe Bild). Bohnen mahlen. Von dem Liter eine Tasse voll zu Seite stellen, der Rest kommt in den Top. Wasser zum kochen bringen, kurz warten (90-95°!) und rein mit dem Pulver. Auf kleiner Flamme weiter „köcheln“ lassen.
Jetzt kommts – Riechen, immer wieder riechen.
Der Duft eines Kaffees ändert sich nämlich beim brühen. Riecht gleich mal kurz nach dem zugeben des Pulvers. Je länger ihr wartet um so „süßer“ wird er. Wenn ihr in der Nase ein süßes Mandelaroma oder Caramell wahrnehmt ist der Moment zum „abschrecken“ gekommen. Die Tasse mit dem kalten Wasser reinschütten. Sie unterbricht damit den Brühprozess und sorgt nebenbei dafür, dass sich das Pulver mehr nach unten absetzt. Kurze Temperaturprobe. (lt. Profi ist die perfekte Temperatur zum genießen rund 65°, nur wer hat schon ein Thermometer dabei?) Kann ich trinken oder ist er mit zu kalt? Zur Not bis zur gewünschten Temperatur noch mal erhitzen. Keine Angst – der Brühprozess beginnt nicht wieder von vorn.
Wenn nun alles passt, schöpfe ich gerne den „Schaum“ oben mit meinem Löffel ab. Zum einen hängt da teils noch Pulver drin und zum anderen enthält er (so habe ich es gelernt und das stimmt – ich hab´s probiert) bittere Gerbstoffe die ich nicht haben möchte. Vor dem ersten Schluck, schöpfe ich mit meiner Tasse den Kaffee einfach raus. Umrühren ist weniger ratsam, da das gesunkene Pulver dann wieder schön verteilt wird.
Lasst es euch schmecken 😉